Faktencheck: Lieferkette

Die Textilindustrie macht Produktionsketten transparent.

 

Die textilen Lieferketten von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Bekleidungsstück sind komplex. Die deutschen Textilunternehmen haben sie im Blick. Nicht zuletzt, um die Arbeitsbedingungen und Umweltstandards in den Produktionsländern zu verbessern. Zahlreiche Initiativen zeigen, dass der sozial- und umweltfreundlichen Textilproduktion die Zukunft gehört.

Bis ein Kleidungsstück im Modegeschäft ins Regal gelegt oder an einen Verkaufsständer gehängt wird, geht es durch viele Hände. Denn an der Produktion sind viele verschiedene Zulieferer und Firmen beteiligt. Die Zahlen sind erstaunlich: An der Herstellung eines einfachen weißen Herrenoberhemds sind weltweit rund 140 Produzenten und Unternehmen beteiligt. Dazu gehören Landwirte, die Baumwolle anbauen, Spinnereien, Webereien und Transportunternehmen, aber auch die Produzenten der Knöpfe, des Nähgarns, der Logos oder der Pflegeetiketten. Die Lieferkette von Textilien ist heutzutage international stark verzweigt und ausgesprochen komplex.

Ungeachtet dieser Komplexität wünschen sich Verbraucher und Textilunternehmen mehr denn je, die Lieferketten transparent zu machen. Alle an der Produktion Beteiligten sollen gute Arbeitsbedingungen haben und fair entlohnt werden – ganz gleich, wo sie leben. Auch soll die Ware umweltfreundlich produziert werden. Tatsächlich ist die Textilindustrie auf einem guten Weg. Die sozialen und ökologischen Standards der deutschen Textil- und Modeunternehmen gehören schon seit Jahren zu den höchsten weltweit. International gilt der umweltbewusste Umgang der Branche mit Ressourcen sogar als Vorbild; ganz unabhängig von dem in letzter Zeit diskutierten Lieferkettengesetz. Unternehmen der deutschen Textilindustrie haben sich internationalen Kampagnen für eine nachhaltige und umweltschonende Textilproduktion angeschlossen.

Keine Frage: Die Lieferkette ist komplex und noch optimierbar. Doch stellt sich die Textilindustrie dieser Aufgabe an vielen verschiedenen Stellen und in unterschiedlichsten Projekten. So haben sich  große Textilhersteller und Mode-Labels beispielsweise freiwillig in dem internationalen Programm Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC) zusammengetan. Über ZDHC wurden in den vergangenen Jahren umfangreiche Richtlinien entwickelt, um problematische Chemikalien in der Produktion zu vermeiden, damit diese erst gar nicht ins Abwasser gelangen. Die mehr als 7.000 Abwasseruntersuchungen zeigen, dass in den vergangenen acht Jahren die Befunde an problematischen Stoffen deutlich abgenommen haben – dass also das Bewusstsein für eine umweltfreundliche Textilproduktion in den Herstellernationen deutlich gestiegen ist. 

Von enormer Bedeutung ist es heute auch, gute Arbeitsbedingungen und angemessene Gehälter in Ländern wie China, Bangladesch, Kambodscha, Indien, Indonesien, Myanmar, der Türkei oder Tunesien aber auch in Osteuropa zu erreichen. Deshalb engagieren sich deutsche Textilunternehmen in entsprechenden Initiativen wie dem Bündnis für nachhaltige Textilien. Mit Unterstützung durch die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) werden vor Ort in den Herstellerländern bei Workshops alle beteiligten Parteien an einen Tisch geholt, um die Situation der Arbeiterinnen und Arbeiter zu verbessern. Wie sich zeigt, mangelt es den Kleinunternehmern in den Produktionsländern häufig beispielsweise an dem Wissen, wie sich Produktpreise so kalkulieren lassen, dass angemessene Löhne erzielt werden.

Die deutsche und europäische Textilindustrie nimmt das Thema „faire Lieferkette“ sehr ernst. Digitalisierung und Blockchain werden künftig dazu beitragen, die Lieferketten noch transparenter zu machen. Die Kunden haben heute mehr denn je die Möglichkeit, sich bewusst für Produkte zu entscheiden, die unter fairen Bedingungen und mit hohen Umweltstandards gefertigt worden sind: Beim Kauf bieten über viele Jahre aufgebaute Zertifzierungssysteme und Produktsiegel eine wichtige Entscheidungshilfe. Diese Produkte mögen etwas teurer sein. Sie tragen aber wesentlich dazu bei, den Umweltschutz und die Situation der Arbeiterinnen und Arbeiter entlang der gesamten Lieferkette weiter zu verbessern.